Kobold
Die Flammen fach ich weiter an
Und tanze wild ein Pentagramm.
Schon ausgefranst mein Mantelsaum –
Doch wer hockt heimlich hinterm Baum?
Wird dort wohl etwa spioniert?
Wanderer
Hab bloß beim Wandern mich verirrt!
Hab wohl den falschen Weg genommen
Und bin sogleich hier angekommen.
Kobold
Seid unerlaubt und ungebeten
In mein geheimes Reich getreten!
Den Teufel wollte ich beschwören,
Da hab ich's leise rascheln hören.
Wanderer
Verzeiht mir bitte, werter Herr,
Gewiss ist euer Handwerk schwer.
Weist nur den rechten Pfade mir,
Und schon verschwinde ich von hier.
Kobold
Ich kenn ihn nicht, doch nicht verzagen,
Lasst mich nur einen Vorschlag wagen:
Wir könnten meinen Meister rufen,
Der scharrt bestimmt schon mit den Hufen.
Ich lade ein, euch zu bequemen,
An meinem Feuer Platz zu nehmen.
Wanderer
Ich weiß nicht recht und will nicht klagen,
Doch muss ich vorher höflich fragen,
Bevor ihr ruft ihn hier zur Stelle:
Ist er ein artiger Geselle?
Kobold
Nun muss ich ehrlich euch gestehen,
Ich selbst hab ihn noch nie gesehen.
Wanderer
So sprach er doch gewiss zu euch?
Kobold
Ich sah ein brennendes Gesträuch ...
Wanderer
Gescheit seid ihr beileibe nicht,
Wohl eher närrisch, kleiner Wicht.
Auf falsche Zeichen fallt ihr rein
Und wollt des Teufels Diener sein?
Ihr werdet lernen, mich zu ehren,
Wenn meine Flammen euch verzehren!
Kobold
Durch Schwefelwolken schlagen Blitze,
Sogleich umfängt mich große Hitze.
Was ist hier los, kann das denn sein,
Ist eure Wanderschaft bloß Schein?
Dient euch der Stecken nur zur Tarnung?
Mit Graus beschleicht mich böse Ahnung.
Wanderer
Ich bin der Fürst der Unterwelt,
Ihr selbst habt mich hierher bestellt.
Kobold
Für wahr, ihr seid nicht, was ich dachte,
Wenn ich genauer euch betrachte.
Die Hörner und der Ziegenbart
Sind nicht des Menschen Eigenart.
Wanderer
Nun sollt ihr durch mein Feuer sterben!
Kobold
Verschonet mich, erhört mein Werben:
In Flammen steht schon mein Gewand,
O Meister, reicht mir eure Hand,
Ich will euch ewig Treue schwören!
Wanderer
Um dies aus eurem Mund zu hören,
Hab ich die Wandrung unternommen,
Nur deshalb bin ich hergekommen.
Kobold
Von nun an dien ich euch allein.
Was soll mein erster Auftrag sein?
Wanderer
Das Feuer haltet ihr in Schach
Und bleibt in dunklen Nächten wach.
Auf dieser Lichtung sollt ihr walten,
Nach frischen Seelen Ausschau halten.
Seht ihr dann einen Wandersmann,
So bietet ihm ein Lager an.
Kobold
Und will der Wandrer wieder fort?
Wanderer
So ruft mich schnell an diesen Ort.
Ich überlass euch diese Gabe ...
Kobold
Was soll ich mit dem Wanderstabe?
Wanderer
Ihr stoßt ihn dreimal auf die Erde,
Worauf ich prompt erscheinen werde.
Doch wehe! Wenn ihr euch erdreistet
Und meinem Wort nicht Folge leistet,
Brennt ihr in meinen Höllenfeuern.
Kobold
O Herr, lasst mich erneut beteuern:
So wahr ihr heute seid erschienen,
Will ich auf ewig euch nur dienen!
Es pufft und qualmt und mit dem Rauch
Verschwindet mein Gebieter auch.
Wo er noch jüngst im Grase stand,
Sind alle Halme rings verbrannt.
Das alles ist mir nicht geheuer,
Den Stab vernichte ich im Feuer.
Doch beim Versuch, ihn zu zerbrechen,
Verspür im Herzen ich ein Stechen,
Als stäche mich ein spitzer Dorn.
Ist das der angedrohte Zorn?
Ich bin verloren, welche Pein,
Von nun an muss ich Sklave sein.